Die Geschichte (Historie) der Cochemer Karnevalsgesellschaft 1848/49 e.V. (CKG)
Die Cochemer Fassenacht gab es schon immer
Die Cochemer Karnevalsgesellschaft in ihrer heutigen Form gibt als Gründungsjahr 1848 an. Man kann jedoch davon ausgehen, dass in Cochem schon immer „Fassenacht" gefeiert wurde. Cochem galt wohl schon im finstersten Mittelalter als eine närrische Hochburg an der Mosel. Mitunter wurde scheinbar so ausgelassen gefeiert, dass sich sogar der Kurfürst
Johann von Trier im Dezember 1583 an die Cochemer Amtsleute und Bürger wandte, um der übermäßigen Ausdehnung der närrischen Session entgegenzuwirken und zu Sittlichkeit und Anstand zu mahnen. Ob die Cochemer Bürger dieser Aufforderung nachkamen, ist nicht überliefert ...
So feierten die Cochemer Narren weitere 200 Jahre, von der Obrigkeit unbehelligt, ihren Karneval, ehe Klemens Wenzeslaus, der letzte Regent im trierisehen Kurstaat, im Jahre 1782 Bestimmungen erließ, um die Belustigungen und öffentlichen Zusammenkünfte während der Karnevalszeit in den Schranken der Ehrbarkeit zu erhalten und um Ärgernisse und Ruhestörungen der Mitbürger zu beseitigen.
Die politischen Umwälzungen am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts ließen keine großen und nennenswerten karnevalistischen Veranstaltungen aufkommen. Erschwert wurde das närrische Treiben zudem dadurch, dass das Rheinland 1815 unter preußische Herrschaft kam und jene Machthaber keinen Sinn für solche Festivitäten an den Tag legten, doch auch deren Versuche, den Karneval durch Verbote und Gesetze zu beschneiden, schlugen fehl.
Es erschienen zwar Verordnungen, die jedes karnevalistische Treiben verbaten, aber das juckte den lebensfrohen Menschenschlag an Mosel und Rhein nur wenig. Schon ab 1822 begann man im Kölner Raum mit karnevalistischen Großveranstaltungen und sicherlich gab es in dieser Zeit auch bei uns öffentliche Ereignisse wie Maskenbälle oder Umzüge, sogenannte „Kappenfahrten". Diese gingen mitunter recht kurios vonstatten; so wurde, nach mündlicher Überlieferung, um 1840 die Erstürmung der Stadt Cochem vorgeführt.
Im Jahre 1827 beschlossen zwei Koblenzer Karnevalsgesellschaften, eben die „Koblenzer Karnevalsgesellschaft" und der „Närrische Rat", gemeinschaftlich einen Maskenumzug zu veranstalten. An diesem Zug nahm, wie könnte es auch anders sein, natürlich eine Abordnung aus Cochem teil, deren Gruppe im Zug auffallend in Erscheinung trat. Zu diesem Umzug stand damals im „Koblenzer Anzeiger":
„Auch waren, so wie ich von vielen vernommen,
Hilfstruppen vom geckigen Cochem gekommen.
Auch hatte man Fahnen und Musik beim Tor,
Doch war die der schönste ihr Tambourmajor.
Der hatte zwei Bückel so groß wie Berge
und ellenlang war die Nas' an dem Zwerge".
Die Cochemer verstanden es scheinbar schon damals, sich gekonnt in Szene zu setzen. Sie versteckten sich nicht innerhalb der Stadtmauern, im Gegenteil, es ist davon auszugehen, daß die Cochemer Beziehungen zu anderen großen Karnevalsgesellschaften pflegten. Die jeckigen Tage wurden schon damals mit dem „fetten Donnerstag" vor dem Karnevalssonntag ein- geläutet und wie heute führten an jenem Tag die Frauen das Regiment. Die Möhnen veranstalteten an ihrem Karnevalstag Kaffeekränzchen und hielten einige karnevalistische Sitzungen in den verschiedenen Cochemer Lokalitäten ab.
51 Vereine von 1868 - 1910
1868 Kolleg
1869 Durch dick und dünn
1875 Unner uns
1877 Aus ahnem Krahne
1877 Halt Ihra Roth
1882 Der Turnverein
1884 Leseverein
1884 Mir halle zosamme
1886 Erdnerklowe
1887 Bessere Gesellschaft
1887 Deutscher Michel
1887 Hönnedrön
1887 Im goldige Galije
1887 Musselschwooben
1887 Normal
1887 Reblaus
1887 Vereinigte Carnevalsges., Huhbaaner, Schrombekäuler, Hönne drön
1888 tös egal
1889 Am goldenen Galgen
1889 Om goldenen Galgen
1891 Iwwer Bausch un Boge
1892 Fidelitas
1895 Awwer gröndlich
1896 Unner uns
1896 Vergnügt
1897 Man munkelt
1898 Freiheit
1899 Die Bürgerwehr
1899 Die Geringsten
1900 Casino Tränk
1900 Die Harmlosen aus der Schrombekaul 1887 Gründung
1901 An un die selwe
1901 Vereinigte
1903 An uns kann kahner dippe
1903 Die Elf
1903 Die grosse Cochemer Carnevalsgesellschaft (Geishecker)
1903 Mir seun och noch do
1903 Wie gemütlich
1903 Wir wollen et riskiere
1904 Aeltesten Cochemer Carnevallsgeschaft die Harmlosen aus der Schrombekaul
1904 Dat klappt
1904 Die gesellige Vereinigung
1905 Einer sagts dem Andern
1905 Immergrün
1906 Schrombekäuler
1907 Et wehrt gemacht
1907 Gesellige Vereinigung
1907 Ruderclub Schoorbaam
1908 Cochemer Narrenzunft
1910 Cochemer Carneval 1910
1911 Schoorbaam
Die nachweisliche Geburtsurkunde
Den ersten nachweislichen karnevalistischen Umzug richteten die Cochemer Jecken am Karnevalsmontag 1848 aus. Dieser Rosenmontagsumzug wurde als ein Fest der Handwerker oder als der „Blaue Montag" begangen: Fest der Handwerker wohl deshalb, weil bei der Organisation und Durchführung karnevalistischer Veranstaltungen in jenen Tagen die verschiedenen hand- werklichen Zünfte tonangebend waren.
Zur Karnevalszeit wurden sämtliche Cochemer Lokale prächtig geschmückt und die verschiedenen Vereine und Gesellschaften hielten ihre eigenen Sitzungen mit Büttenrednern und luden zu Tanz- und Maskenbällen ein. Als solide Grundlage für so manchen Schoppen erwiesen sich schon damals deftige Gerichte wie „Läwwerkließ", „Schnidderixel" und „Schnittscha", So lud zum Beispiel die Schützengesellschaft jedes Jahr zu einem Maskenball mit karnevalistischen Einlagen ein und es war durchaus üblich zu solchen Anlässen ein Eintrittsgeld zu erheben. Neben den Zünften und sonstigen Vereinen gab es aber in Cochem stets mehrere karnevalistische Vereine.
Die erste Nachricht über die Gründung einer Karnevalsgesellschaft ist 1852 mit folgenden Worten überliefert:
„Narrhalla! Ich, Adam I., entbiete allen Narren und Närrinnen Cochems mei- nen allernärrischsten Gruß, und befehle allen denjenigen, die sich unter das Banner der Narrheit des zu gründenden karnevalistischen Vereins stellen zu wollen, zu der am 31. Januar 1852 in der Narrhalla beim närrischen Tobias abends 8 Uhr anberaumten großen karnevalistischen Versammlung zur vor- läufigen Beratung zu erscheinen." Hanswurst.
Als älteste Cochemer Karnevalsgesellschaft dürften die „Schrombekäuler" gelten, welche 1859 zu einer Karnevalssitzung einluden. Das Gründungsjahr der „Schrombekäuler" lässt sich nicht mit Sicherheit angeben, es ist jedoch wahrscheinlich, dass sie aus obiger Versammlungseinladung hervorgingen.
Zusätzlich gab es in den 60er Jahren die „Cochemer Karnevals-Gesell- schaft", die ihre Sitzungen bei Jakob Friedrichs „Zum römischen Kaiser" und im Hotel Kehrer „Zum Anker" abhielt, sowie die Karnevalsgesellschaft „Durch Dick und Dünn", sie hatten ihr Sitzungslokal im Burgfrieden. Desweiteren gab es die karnevalistischen Vereinigungen „Wir hallen et aus", den Karnevalsverein „Colleg", „Die Ge-Possten", deren Namen auf den Cochemer Schiffer Jakob Poss zurückzuführen ist und die Gesellschaft „die Geliterten", welche in den 70er Jahren aktiv waren. Um die Jahrhundertwende gab es die karnevalistische Vereinigung „Die Reblaus", welche sogar eine periodisch erscheinende satirische Karnevalszeitung gleichen Namens herausgaben und die Gesellschaft „Musselschwoob". Um 1900 prägte die große Cochemer Karnevalsgesellschaft „On uns kann kaane dippe" mit ihren Veranstaltungen das närrische Erscheinungsbild Cochems.
Nun könnte man annehmen, daß sich der karnevalistische Alltag fortan ledig- lich in diesen Gesellschaften abspielte und die zahlreichen anderen Cochemer Vereine das Narrenfeld räumten - Mitnichten, die Cochemer Schützengesellschaft blieb weiterhin unter dem Namen „Huhbaaner" aktiv und beliebt, ebenso wie die Rudergesellschaft als „Schoorbaam", der Turn- verein - Eintracht als „Fidelitas", die Cochemer Buchdruckerzunft als „Zwiebelfisch" und schließlich die Kolpingsfamilie mit ihrem Narrenclub „Etes uns egal".
Der erste Prinz dieses Jahrhunderts war Prinz Juppes I. Er führte 1901 den aus 15 Gruppen bestehenden Rosenmontagszug an. In den folgenden Jahren wurde es ruhig um den Cochemer Karneval. Es schien, als wäre er in einen Dornröschenschlaf versunken. Wachgeküsst wurde er 1914 durch Prinz Willi I. (Willi Hieronimi), der dank der Unterstützung durch die „Schrombekäuler", dem Männergesangsverein „Frohsinn", der „Huhbaaner", der „Schoorbaamer", des Turnvereins - Eintracht und dem Eisenbahngesangsverein einen Rosenmontagszug anführen konnte.
Der erste Weltkrieg (1914 - 18) legte in der Folge sämtliche karnevalistischen Aktivitäten lahm, erst 1939 konnte Cochem wieder einen Prinzen in Person von Franz Joseph I. von Endert und Balkenstein (Franz Joseph Hilken) vor- weisen. Der zweite Weltkrieg brachte dann endgültig jegliche „Fassenacht" zum Erliegen und die Verhältnisse im Nachkriegsdeutschland ließen wohl kaum ein karnevalistisches Streben zu.
Cochemer Wirtschaftswunder Fassenacht
In den Jahren 1952/53 vereinigten sich die „Schrombekäuler" mit der um diese Zeit gegründeten Cochemer Karnevalsgesellschaft, deren erster Präsident Willi Koll wurde.
Franz Joseph I. von Endert und Balkenstein war in der Session 1952/53 auch der erste Nachkriegsprinz, ihm standen als Hofmarschall Georg Welsch und Willi Müller als Mundschenk zur Seite.
Die Cochemer Narren sahen in den folgenden Jahren folgende Dreigestirne:
1953/54 - Prinz Walter der I. vom hohen Burgfried (Walter Fuhrmann) mit Hans Fellenz als Hofmarschall und Hans Eppelsheimer als Mundschenk
1954/55 - Prinz Joseph der I. von Sansibar (Josef Lohner) mit Hofmarschall Karl Seekatz und Mundschenk Karl-Fritz Nicolay
1956/57 - Prinz Fritz der I. von Textolonien (Fritz- Ludwig Endlich) mit Hofmarschall Karl Müller und Mindschenk Theo Hilken
1960/61 - Prinz Willi der Ill. von Sardinien mit Werner Eifel bzw. Roland Rohs sen. als Hofmarschall und Rudi Bauseler als Mundschenk 2a
Zwischenzeitlich wurde 1956 Josef Lohner zum Präsidenten der „Cochemer Karnevalsgesellschaft" gewählt und Willi Koll zum Ehrenpräsidenten ernannt.
1963 fand die vorläufig letzte Große Damensitzung statt, bei der „die Einweihung des Cochemer Schwimmbades" zur Aufführung kam und 1964 fand erstmals ein Kinderzug am Fassenachtssonntag unter der Leitung des Turnvereins und Karl-Fritz Nicolay statt.
Schlafe wohl Cochemer Fassenacht
In den nächsten sechs Jahren fiel die Cochemer Fassenacht erneut in einen komatösen Winterschlaf, der die verbliebenen Cochemer Narren dazu veranlaßte, 1968 zur Begräbnisfeier in das Restaurant „Zom Stüffje" einzuladen.
Dieser Nachruf im Sinne eines Aufrufes zur Reanimation blieb zunächst ohne Erfolg, ehe sich die Karnevalisten am 11.11.1969 erneut im „Stüffje" trafen und ein Triumvirat an die Spitze der Cochemer Karnevalsgesellschaft stellten, welches aus Herwin Eckerskorn, Winfried Fahle und Josef Herberz bestand.
Josef Lohner wurde in diesem Jahr zum Ehrenpräsidenten ernannt. 1970 löste sich jenes Triumvirat auf, Herwin Eckerkorn übernahm allein die Präsidentschaft und Klaus Wronka wurde zum Vizepräsidenten gewählt. In diesem Jahr fand dann endlich wieder eine Damensitzung statt und 1972 verabschiedete sich Altkarnevalist Willi Steuer nach 50jähriger Noarezeit mit einem „neuen Cochemer Jung".
Zum 125jährigen Bestehen der Cochemer Karnevalsgesellschaft über-nahm Prinz Klaus der I. Edler vom Plan(Klaus Wronka) 1974 mit seinem Hofmarschall Hans Müller und Mundschenk Peter Reißmann unter dem Motto „Naist bie Plään!" die Regentschaft.
1977 wurde unter Prinz Günter I. von Sansibar und Tütalonien (Günter Müller)
1111 Jahre Cochem und 128 Jahre Karneval gefeiert. Zu seinem Dreigestirn gehörten Hofmarschall Dietmar Jachmich und Mundschenk Dieter Rossi.
In der Session 1979/80 sahen die Cochemer bis dato ihren letzten Prinzen, verkörpert von Prinz Herbert I. von Owwerjass und Paragraphien (Herbert Hilken) mit seinem Hofmarschall Theo Heimes und Mundschenk Matthias Michels.
Seit dem Jahre 1980 finden die Damen- bzw. Prunksitzungen in der Turnhalle der Berufsbildenden Schule statt und wurden nur einmal durch den Golfkrieg 1991 unterbrochen. 1987 wurde Klaus Wronka zum Ehrenvizepräsidenten ernannt. Seine Nachfolge als Vizepräsident trat daraufhin Günter Müller an und Hans-Jürgen Gödel nahm anstelle Winfried Fahles auf dem Stuhl des Schriftführers platz.
Herwin Eckerskorn blieb der Karnevalsgesellschaft seit ihrer Wiederauferstehung 1969 als Präsident treu, sein Sohn Jörg übernahm in der Session 1996/97 die ehrenvolle Aufgabe des Sitzungspräsidenten.
F O R T S E T Z U N G folgt …